Wann haben Sie das letzte Mal so richtig gefroren? Und ich meine damit nicht ein leichtes Frösteln, ich meine richtig kalt. Daran können Sie sich kaum erinnern, stimmts? Das liegt daran, dass wir heutzutage in einer temperaturregulierten Umwelt leben, so dass wir kaum noch der Kälte ausgesetzt sind. Doch das war nicht immer so. Nachweislich lebten Menschen schon in der Steinzeit in unseren Breitegraden und überlebten dennoch den kalten und unwirtlichen Winter. Wenn es ums Überleben geht, ist die Natur äußerst einfallsreich. Um das Problem des Wechsels vom lichtreichen, warmen Sommer zum kalten, dunklen Winter optimal zu lösen, hat uns die Evolution mit zwei verschiedenen Stoffwechselwegen ausgestattet.

Entwickelt hat sich diese Fähigkeit vor 66 Millionen Jahren, als ein riesiger Meteorit nahe der heutigen mexikanischen Halbinsel Yucatan auf die Erde krachte und den Chicxulub-Krater hinterließ. Große Mengen Staub wurden in die Erdatmosphäre geschleudert. Die Sonne verdunkelte sich über längere Zeit und die Temperaturen sanken deutlich ab. Die Lebewesen, die überlebten, entwickelten grundlegende Fähigkeiten sich an Kälte und Finsternis anzupassen. Auch im menschlichen Bauplan ist diese Fähigkeit bis heute erhalten, nur nutzen wir sie nicht mehr. Das hat durchaus Nachteile, denn Kälte macht unseren Organismus energieeffizienter.

Nehmen die Rezeptoren der Haut über einen Zeitraum von zwei Wochen Kälte wahr, wird das Hormon Leptin direkt aus weißem Fettgewebe freigesetzt – das ist das Fett unter der Haut, das Sie kneifen können – und sorgt dafür, dass sukzessive weißes Fett in braunes Fettgewebe umgewandelt wird. Braunes Fettgewebe verbrennt überschüssiges Fett zu Wärme. Sie bekommen dadurch ihre eigene Standheizung.

Neben der Wärmeproduktion aus braunem Fett macht Kälte den Körper energieeffizienter. Damit beginnt der Organismus schon im Spätsommer und Herbst, wenn die Temperatur zu sinken beginnt und die Lichtintensität abnimmt. Dann lagern Säugetiere Omega-6-Fette in ihren Zellmembranen ein, offenbar um den Körper und insbesondere das Herz auf den Betrieb bei niedrigen Temperaturen vorzubereiten. Im Winter wird dann die Flexibilität der Zellmembranen durch mehr Omega-3-Fette erhöht. Bei Kälte brauchen wir also mehr Fett.

 

Gut geölt durch den Winter

Besonders wichtig in der kalten Jahreszeit ist wegen des hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren der Genuss von Fischen und Meeresfrüchten. Omega-3-Fette haben einen hohen Gehalt an DHA (Docosahexaensäure), die die Beweglichkeit und Durchlässigkeit der Zellmembran verbessert. Das wirkt sich positiv auf den Energietransport der Zelle aus. Im Winter ist das besonders wichtig, weil wir über weniger Energie verfügen.

Und noch eines passiert im Winter mit unserem Körper: er wird nicht nur energieeffizienter, er spart auch Energie ein. Deshalb ist diese Zeit mit weniger Aktivität und stattdessen mit mehr Regeneration und Reparatur durch längeren Schlaf verbunden. Wenn Sie im Winter müder sind und mehr Bedarf nach Ruhe und Schlaf haben, ist das eigentlich ein ganz natürlicher Prozess. Nehmen Sie ihn an und gehen Sie es ruhiger an.

 

Auf Wintermodus umschalten

Damit der Körper in den sparsameren Wintermodus wechselt, wird ein Kältereiz benötigt. Sie fragen sich sicherlich, ob das jetzt bedeutet, dass Sie nicht mehr heizen dürfen. Nein, aber vielleicht drehen Sie den Thermostat im ganzen Wohnbereich nicht auf 23 Grad, sondern niedriger. Und halten Sie das Schlafzimmer kühl. Vielleicht gelingt es Ihnen auch auf die beheizten Autositze zu verzichten. Packen Sie sich nicht so warm in Kleidung ein, dass Sie gar nicht mehr mitkriegen wie die Temperatur eigentlich ist. Sie müssen nicht frieren aber lassen Sie es zu, dass es ein bisschen frisch ist. Übrigens nur für die Besorgten unter Ihnen: Es gibt keine Verkühlung, sondern nur Viren und Bakterien, die auf ein mehr oder weniger schlagkräftiges Immunsystem treffen.

Und wer richtig mutig ist und im Winter einen echten Energiekick will, versucht es mit Kältetherapie. Bei Biohackern gilt das als ultimativer Winter-Hack. Wie das funktioniert, lesen Sie in der Rubrik Health-Hacks oder ab 9.März mit allen Details im Buch „Der Energiecode“.

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